Der HC Motor Zaporizhzhia biegt auf die Zielgerade in der 2. Handball-Bundesliga ein. Vor dem Spiel bei der HSG Konstanz am Freitagabend um 20 Uhr haben wir uns mit Trainer Gintaras Savukynas unterhalten. Er sprach dabei über seinen schönsten Moment der Saison, den Wechsel von Topscorer Ihor Turchenko und die große Unterstützung der Ukrainer in ganz Deutschland.
D.SPORTS: Hallo Gintaras. Bevor wir uns mit Motor beschäftigen: Wie geht es Dir?
Savukynas: Mir gehts gut. Danke schön.
D.SPORTS: Wenn Du das Sportjahr 2023 bewerten müsstest, wie lautet dein bisheriges Fazit Mitte April?
Savukynas: Wir haben noch elf Spiele in der 2. HBL und der ukrainischen Meisterschaft und dem Pokalfinale vor uns. Es ist fast zwei Monate Arbeit und ich denke, es ist ein bisschen früh, um Schlussfolgerungen bezüglich unserer Saisonpräsentation zu ziehen.
D.SPORTS: In der European League wart ihr nah dran an der Sensation und dem Einzug in die Viertelfinals. Gehen wir noch einmal darauf ein. Es war für viele beeindruckend, wie sich Motor gegen Nexe präsentierte.
Savukynas: Die Saison in der European League verlief für HC Motor in dieser Zusammenstellung der Mannschaft sehr erfolgreich. Die Jungs haben im letzten Teil der Gruppenphase sehr starken Charakter, Einsatz und Willen gezeigt, genau dann, wenn es nötig war. Zwei Siege gegen Bidasoa und Eurofarm öffneten uns die Tür zum Achtelfinale. Im Duell gegen Nexe hat uns meiner Meinung nach die entscheidende Erfahrung gefehlt, um dieses Duell erfolgreich zu beenden.
Als Trainer bin ich, trotz aller Herausforderungen denen sich unser Team in der laufenden Saison gegenübersieht, mit dem Teamergebnis in einem so hochklassigen Wettbewerb zufrieden.
D.SPORTS: Vor einigen Wochen wurde der Abgang von Ihor Turchenko im Sommer bekannt. Wie siehst Du seine Entwicklung und seinen Wechsel nach Frankreich?
Savukynas: Ihor wurde trotz seines jungen Alters von Beginn der Saison unser Anführer auf dem Feld und gewann mit jedem Spiel mehr und mehr Erfahrung und Selbstvertrauen. Seine Zukunft in der französischen Liga wird die nächste Stufe seiner Karriere sein und ich wünsche ihm, dass er jede dieser Herausforderungen mutig annimmt, um irgendwann nach noch Höherem zu streben. Er hat den richtigen Charakter und die Einstellung dafür.
D.SPORTS: Neben Ihor ist kürzlich auch Kapitän Zakhar Denysov verletzt ausgefallen. In Eisenach gelang dem Team noch ein Unentschieden, aber dann gab es zwei Niederlagen. Wo lagen für dich die Probleme?
Savukynas: Natürlich verlieren wir zwei wichtige Stützen unserer ersten Sieben und stellen uns der Herausforderung, sie durch weniger erfahrene jüngere Spieler zu ersetzen. Aber so ist unsere aktuelle Situation und wir geben unserer Jugend mehr Spielzeit, wir geben ihnen auch die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu zeigen und ihr Niveau unter so harten Bedingungen wie Bundesligaspielen zu testen.
D.SPORTS: Das Team ist nun seit über einem Jahr in Düsseldorf. Wie ist dein Eindruck von der Atmosphäre und den Bedingungen vor Ort?
Savukynas: Hauptsächlich sind wir mit unseren Trainingseinheiten und den Spielen im CASTELLO und dem organisatorischen Teil mit Unterstützung unserer Sponsoren D.SPORTS und D.LIVE zufrieden.
Viel größer waren unsere Erwartungen an die Mannschaftsunterstützung im CASTELLO durch unsere Fans. In Düsseldorf leben ungefähr 9000 oder 10 000 (wenn ich richtig liege) Ukrainer, aber in Auswärtsspielen hat unsere Mannschaft mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommen als in Heimspielen. Sogar in der European League außerhalb Deutschlands. Wir hoffen, dass im letzten Drittel der Saison noch mehr Leute zu unseren Spielen in Düsseldorf kommen werden.
D.SPORTS: Nun geht es in der 2. Handball-Bundesliga ins letzte Saisondrittel. Hat die Liga deine Erwartungen erfüllt und was erwartest Du von deiner Mannschaft in den verbleibenden Spielen?
Savukynas: Die 2.Bundesliga gehört zu den stärksten Ligen im europäischen Handball. Während der Saison hat unser Team sehr viel Erfahrung gesammelt, indem es gegen starke, geschickte Mannschaften und Spieler angetreten ist. Auch unser Verein kann viel von der organisatorischen Seite von hochrangigen Profis, die in der Liga arbeiten, mitnehmen.
D.SPORTS: Heute Abend spielt ihr am Bodensee gegen die HSG Konstanz. Was für einen Gegner erwartest du?
Savukynas: Während der Saison in der 2. Bundesliga haben wir gelernt, dass jede Mannschaft trotz ihrer Platzierung in der Tabelle die Möglichkeit hat, jeden anderen Gegner herauszufordern. Konstanz ist da keine Ausnahme. In der Hinrunde haben wir gegen den heutigen Gegner zu Hause verloren und heute Abend erwarten wir einen schwierigen Kampf vor ihren Fans.
D.SPORTS: Wie an fast allen Austragungsorten werden rund um das Spiel auch viele Aktivitäten für die Mannschaft und ukrainische Flüchtlinge organisiert. Etwas ganz Besonderes für die Mannschaft in der politisch schwierigen Situation, oder?
Savukynas: Die Tatsache, dass viele Ukrainer an unseren Spielen teilnehmen, ist sehr positiv. Die Ukrainer besuchen unsere Spiele und zeigen Einigkeit in dieser schwierigen Zeit, von der wir alle erwarten, dass sie so schnell wie möglich enden wird. Dies ist eine zusätzliche Motivation für unsere Spieler und Teammitglieder, sowie eine angenehme Ablenkung für die Menschen, die sich in den Arenen in verschiedenen deutschen Städten treffen.
D.SPORTS: Erzähl uns noch eins zum Abschluss: Gibt es einen Lieblingsmoment aus all den Erlebnissen, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Savukynas: Unser Buzzerbeater in Bitola, mit dem wir dann in die Playoffs der European League gekommen sind!
Vielen Dank!
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